Energiepark am Knüll

Auszug aus dem Bericht der HNA vom 23.03.2024:

Die Stadt Schwarzenborn plant einen großen Energiepark: Acht Windräder und eine Flächenfotovoltaikanlage könnten am Knüllköpfchen nach den ersten Plänen entstehen. Die Stadt hat sich die Städtischen Werke aus Kassel mit ins Boot geholt, die in der jüngsten Parlamentssitzung die ersten Überlegungen vorstellten.

Wenn alles gut geht, könnten die Anlagen in fünf Jahren stehen. Das Gebiet sei kein Vorranggebiet für Windenergie. Seit Januar dieses Jahres aber haben Kommunen die Möglichkeit, Flächen für Windenergie selbst auszuweisen. Eine neue Gemeindeöffnungsklausel macht dies möglich. Lars Rotzsche und Nina Weber von den Städtischen Werken haben bereits einige solcher Windparks geplant, stellten erste Einschätzungen vor und grenzten das Gebiet ein, auf dem ein solcher Windpark in Schwarzenborn gebaut werden könnte.

Sechs Anlagen könnten auf dem städtischen Gebiet entstehen, zwei auf privatem Grund gebaut werden. Die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände zur Wohnbebauung sind eingeplant. Zusammen mit der Fotovoltaikanlage könnten so 70 Megawatt erzeugt werden. Zum Vergleich: Mit sechs Megawatt können hochgerechnet aufs Jahr 3500 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die vorgesehenen Windräder sind 250 Meter hoch, der Radius der Rotoren beträgt 80 Meter. Die bisherigen Windräder am Knüllköpfchen sind 100 Meter hoch. Der große Clou sind die Versorgungsleitungen. „Da die Städtischen Werke derzeit auch einen Windpark in Kirchheim planen, könnten Synergien genutzt werden“, sagte Planerin Nina Weber. Der Strom soll über eine Erdleitung in ein Umspannwerk bei Kirchheim eingespeist werden. So könne die Wirtschaftlichkeit der Anlage gesichert werden.

Bei den Planungen wird der Naturschutz bedacht: Beim Standort richte man sich derzeit nach Waldflächen, die ohnehin durch Sturm oder Borkenkäferbefall geschädigt seien, sagte Lars Rotzsche. Diese böten sich in dem Gebiet am Knüllköpfchen. Man wolle den Eingriff in die Natur minimieren und habe damit bereits viel Erfahrungen gemacht, entsprechende Aufforstungen sind etwa Teil des Projektes.

Zwei große Hürden gebe es allerdings noch. Das Gelände sei ein Vogelschutzgebiet, eine FFH Verträglichkeitsprüfung im Rahmen des europäischen Schutznetzgebietes Natura 2000 Prüfung sei nötig. Lars Rotzsche zeigte sich zuversichtlich. „Wir haben mittlerweile gute Erfahrungen gemacht, wie man mögliche geschützte Vögel und Fledermäuse in andere Gebiete umlenken könnte.“ Die zweite Hürde sei die Bundeswehr, speziell der Flugbetrieb der Fritzlarer Heeresflieger sowie der Truppenübungsplatz der Kaserne in Schwarzenborn. Diese müssten ihre Zustimmung geben. Falls diese Hürden genommen werden, könne man im zweiten Quartal dieses Jahres mit den ersten Schritten loslegen. Man wolle so früh wie möglich die Öffentlichkeit einbeziehen, um Akzeptanz zu schaffen, sagte Rotzsche.

Nach derzeitigen Preisen seien etwa 85 Millionen Euro Investitionskosten nötig. Wie bei anderen Projekten auch, wolle man den Bürgern eine Beteiligung ermöglichen, etwa durch eine Genossenschaft. Die Stadt profitiere finanziell von den Pachterlösen sowie den Kommunalabgaben an die Stadt, auch Nachbarkommunen profitieren von der Umlage.

Bürgermeister Liebermann betonte, dass es sich bei den Planungen bislang nur um erste Einschätzungen handele. „Es kann noch alles Mögliche passieren auf dem Weg zum Windpark.“ Die Stadt könne im besten Fall einen Aufstellungsbeschluss in der Maisitzung des Parlamentes einbringen.